Ich will mich mit dem hellen Rot, dem Rosen-Rosa-Rot aussöhnen. Lachsfarben geht schon wieder, aber dieses 30-Prozent Rot, das ist sehr problematisch für mich. Wenn Rosa alt wird, mildert es meine Schwierigkeit mit ihm. Altrosa. Und wenn es japanisch wird, dann komme ich noch am besten damit klar.
Als Künstlerin möchte ich keine solchen Berührungsproblematiken haben. Mit Automarken wärs mir egal, aber nicht mit Farben. Deshalb mache ich einen Rosen-Rosa-Rot-Schrein. Nicht zu groß, so, dass ich ihn schnell verräumen kann. Zumindest im Anfangsstadium meines Desensibilisierungstrainings.

Ob ich irgendwann so weit bin und hineinmeditiere? Und den süßen Duft von rosa Rosen oder 10 Prozent roten Marshmallows rieche?
Ich bin froh, dass ich nicht Rosa heiße. Eine der wilden Katzen hat mal Rosa geheißen. Eigentlich Neu-Rosa. Weil sie so schwierig war. Da hat mir der Name schon gefallen. Ich musste ihn ja auch oft sagen. Das war damals vielleicht der Start meines Desensibilisierungstrainings.

Ich werde den rosa Faden aufnehmen. Wenn ich mit Rosenrosarot klarkomme, dann traue ich mir alles zu. Der Schrein ist irgendwie hübsch, nett, kitschig. Kitschig – das K.O.-Kriterium für alles. Eine Stimme in mir sagt: „Rosenrosarot IST kitschig.“ Ob ich mich mit Kitsch auch gleich aussöhne? Ich bleib mal dran. Bei Klamotten werde ich allerdings eisern bleiben – glaub ich.
Und hinten ist das Rosenrosarot dann transformiert. Ich merke, es hat die Kraft dazu. Da bin ich beim satten Rot und viel Weiß, ein bisschen Schwarz fürs Altrosa und der Tendenz zur Eigenständigkeit, wie beim Neonrosa. Das hat doch Potenzial. Und wenn ich im nächsten Leben Rosa heiße, dann bin ich vorbereitet und weiß um die Kraft.

„In bitterernsten Zeiten braucht es ernsthafte Kunst“, sagt eine Stimme in mir. Der Rosenroasrot-Schrein könnte mir ernsthaft helfen. Im Winter habe ich nämlich eine Vermisstenanzeige aufgegeben: Humor abhanden gekommen.
Und siehe da, auf einmal klopfts und er ist wieder da und will das mit dem Rosa angehen. Er sagt, wenn wir ins Gefängnis müssen, was durchaus sein könnte, dann hilft es mir. Gut trainiert werde ich nämlich dort in Rosa aufschlagen. Für den Schreck und damit meine Gefährlichkeit gleich klar ist. Denn, wer keine Angst vor Rosa hat, hat vor nichts Angst. Und wenn sie mich fragen, wie ich heiße, sage ich: „Nennen sie mich ROSA!“