Lange Weile

Sie schleicht sich ein, heutzutage ja selten. Wenn eine große Geschichte rundgetanzt ist und das Neue noch in weiterer Ferne. Wenn erstmal alles getan ist. So wie im Moment bei mir – der Wildkräuterkongress ist zu Ende und die Frauenmuseums-Ausstellung ist in drei Wochen. Leerraum. Es gibt nichts zu tun, die Tage sind lang und die Weile ebenso.

Kindheitserinnerungen. Da war sie öfter zu Gast, die Langeweile. Die Zeit hat sich gedehnt und sie wollte sich nicht wirklich füllen mit was. Katzen können Langeweile geniessen. Mich macht sie etwas nervös. Da kommt schnell die Angst vor Versäumnis und die Ungeduld. Es dauert, bis ich in die Langeweile hineinfinde. Von daher ist es gut, wenn sie ein bisschen bleibt, denn erst dann kann ich sie erkunden und mich manchmal sogar in ihr einrichten.

Solange ich mich ihr nicht hingebe, verfalle ich in in einen seltsamen Aktionismus. Sowas wie: Wenn mir nichts einfällt, dann könnte ich einen Trichter zeichnen. Katzen mit Geweih zeichnen, die zu Rehen mutieren ist auch nicht schlecht. Oder den Briefkasten umhängen. Blinzeln geht auch. Oder die Schachtel wieder zumachen.

Mich einfach in die Langeweile hineinfallen lassen und der magischen Zeitdehnung beiwohnen ist erholsamer.