Der Blog wird zu Papier gebracht. Wahrscheinlich weil ich konservativ bin, was meine Arbeit betrifft. Es gibt die Originale, die Postkarten-Collagen, ich drucke die Texte aus und halte gerne was in Händen. Ich mag Papier, Struktur, Befühlen, Hören.
Also alles gepackt und ins Nachbardorf zu einer Freundin, Sabine Moosmüller, in die Werkstatt der Buchbindemeisterin. Die, mit der ich jeden Mittwoch zur Christa in die Wirtschaft gehe. Nach zwei Monaten Meditation im Zenkloster ist Sabine endlich wieder da. Ich habe bis jetzt ohne ihre fachkundige Unterstützung geklebt, gefaltet, geschnitten. Frei Hand.
„Hm,“ sagt sie, „das hört sich nach Pfusch an, aus Handwerkerinnensicht. Mach Kunst draus, dann hat es wieder was.“
Ich liebe ehrliche Spiegel, haha.
Vergeblich suchen wir rechte Winkel, finden Parallelogramme und Wölbungen. Die präzise Herangehensweise im Handwerk ist faszinierend, wie ein Tanz der Hände, schnell, sicher, fast spielerisch. Papierduft, Zickzackfalz, ritsch, ratsch, die Presse gedreht, der Leporello entsteht.
Ich bin wieder dort wo ich angefangen habe, beim Unikat. Beim unverkäuflichen Projekt. Vor vielen Jahren hat Sabine meine ersten Kunstbücher gebunden. „Wow, so ein Pfusch,“ hat sie damals schon gesagt, „das kriegst du ja nie sauber gebunden, das können wir nur unter Kunst laufen lassen.“