Dichter Nebel, endlich einmal wieder. Ich brauche Spätherbstzeit und Winter, Stürme und Kälte und Weiß. Die Arbeit unterbrechen und rausgehen. Ich sehe keine Begrenzung, keine Zäune, keinen Wald und der Feldweg verliert sich nach wenigen Metern im Weiß. Ich gehe und sehe ins Weiß, spüre die Nebelfeuchtigkeit im Gesicht. Wie in einen leeren Raum gehe ich oder einen Traum. Dorthin, wo sich alles auflöst. Langsamer werde ich, Zeitlupe. Die Augen können sich an nichts festhalten, sie entspannen und gehen in Räume zwischen den Dingen. Ich atme Nebel ein und werde unsichtbar. Das liebe ich, in der Dunkelheit des Waldes oder im Weiß des Nebels verschwinden. Das Horchen intensiviert sich, Knacken, mein Atem, Flügelschlag …
Nebelland, Geisterland. Wegtauchen ins Weiß. Jetzt schickt mich Dezember woanders hin, so mag ich ihn. Die Schleier zwischen den Welten sind dünn und sichtbar.
Schnee ist auch da, zum ersten Mal, macht das Land weiß. Ackergrenzen verwischen. Erinnerungen an Weißbilder, An Hua, eine alte chinesische Porzellantechnik, bei der Geheimnisse Weiß auf Weiß eingearbeitet wurden und nur gegen das Licht gesehen werden konnten. An einem Forschungsfeuer haben wir mal solche Weißbilder gemacht, mit Weiß ein tiefes Geheimnis auf weißen Untergrund gemalt. Es konnte nur erfühlt werden, mit den Fingern wie bei der Blindenschrift. Ein Hauch von Relief, erahnbar und doch ist es Geheimnis geblieben. Die Bilder weitergemalt, das Geheimnis gehütet und da sein lassen. Weiß hat so eine Qualität, Schnee und Nebel hüten Räume und Geheimnisse und machen den Raum gleichzeitig auf, damit etwas gesagt, gesehen, anerkannt werden kann. Ich flüstere meine Geheimnisse, die vom Jahr noch übriggeblieben sind ins Weiß.