Die Fährfrau

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Sie erzählt eine Geschichte und doch wieder nicht. Eine Geschichte vom Hinüber, über die Schwelle, hin zu neuen Ufern. Beyond the shores. Das Narrenschiff hat sie als Hut auf, schnell gefaltet aus einer Zeitung. Wohin geht die Reise? Hinüber, hinter, hinaus in die Fremde, ins Unbekannte, ins Unerwartete, ins neue Land. Manchmal auch ins Dazwischen, in den Raum zwischen den festen Dingen, in den Empty Space, ins Unbeschränkte, ins Unentdeckte, Richtung Osten, in die aufgehende Sonne hinein, in Frühlingsgefilde. Sie fährt uns dorthin, wo alles und nichts ist, wo die Geschichten geboren werden. Carry it far. Giving them a trip. There you go.

Jetzt spinne ich einen gewagten Faden ins buddhistische Feld, zu einem Teil meiner Wurzeln. Mit der Fährfrau sind sie aufgetaucht. Es ist der Faden zwischen der Närrin und Prajnaparamita und der Weisheit vom anderen Ufer (Prajna – Weisheit | paramita – anderes Ufer | Prajnaparamita – Mutter aller Buddhas aller Zeiten). Da geht es um die Essenz des erhabenen Hinübergelangens ans jenseitige Ufer der Weisheit. Aha, da gibt es Überschneidungen. Auch da geht es um die Leere, darum, dass es nichts weiter zu erreichen gibt, um den unbeschwerten Geist, um Angstfreiheit. Befreit von allen Vorstellungen – nichts entsteht und nichts vergeht – keine Verwirrungen, keine Erkenntnis, kein Erreichen.

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Das Mantra von Prajnaparamita ist: Gate gate paragate parasamgate bodhi svaha.
Was in etwa heißt: Gegangen, gegangen, hinübergegangen, ganz hinübergegangen, Erwachen, leuchte auf!
Dass ich die beiden einmal zusammenbringe, die Närrin und Prajnaparamita, das hätte ich auch nicht gedacht.

Die Fährfrau sagt, „denk du nur weiter“ und bringt inzwischen rote Hirsche, Monde und Tanzende über den Fluss.