Im Land der Närrin

Mein seltsamstes Buch „Eine Reise ins Land der Närrin“ wechselt vom Selbstverlag zum Verlag. Damit gebe ich das letzte selbstverlegte Buch in einen Verlag und lasse die Verlegerin los. Das Närrin-Buch bekommt einen anderen Titel „Im Land der Närrin “ und ein anderes Cover mit zusätzlichen Texten.

Beim Einkleiden der Bücher mit dem neuen Schutzumschlag erlebe ich, dass die narrische Kraft wirklich eine gute Medizin bei Corona samt den Begleiterscheinungen ist. Das war immer so. Nur die Närrïnnen konnten bei der Pest mit den Leichenkarren gehen, sie waren immun durch ihre narrische Kraft – Närrin und Tod. Sie waren die einzigen, die mit den Pockengeistern verhandeln konnten. Die Närrin initiiert uns in die Kraft der Erneuerung, des Ungeordneten und Wilden und gibt uns eine wichtige Medizin für die herausfordernden Wandelzeiten unserer Tage. Hellwach, ganz da, ein scharfer Blick auf das Geschehen und die Machtstrukturen, umsichtig, angstfrei, mit voller Herzkraft voraus.

Die Medizin des Lachens und der Freude antidotiert Angst. Keine Angst freut sich über Freude. Ich glaube, dass die Närrin mit ihrer Kraft die ideale Begleiterin in diesen Tagen ist. Mein Lieblingsschrättlein serviert die Medizin. Wohl bekomm´s!

Aus dem Buch: Das Narrenschiff trägt ins Unbekannte. Es ist eine Fahrt ins Ungewisse. Die Gewässer sind unruhig, wir treiben gerade in stürmischen Zeiten in einem schwer navigierbaren Gefährt durch kaum auslotbare Felder. Die Närrin als Fährfrau kennt Leitsterne in diesen Gewässern, die uns vielleicht auf neuen, ungeahnten und passierbaren Routen hindurchleiten. Angst, dass die Ordnung zerfällt, kennt sie nicht. Sie trägt hinein in die Nebel, hin zu uralten Geisterritualen, dorthin, wo widerstreitende Kräfte miteinander ringen und die Meister*innen der Unordnung gefragt sind. Sie können sich in den Tanz mit den unsteten Mächten hineinbegeben, weil sie die Kräfte der Unordnung, das Ungezügelte kennen. Sie machen ihnen keine Angst. Die Närrin geleitet zuversichtlich durch das Nicht-vorher-Sehbare.

Wir können unsere Fragen, unsere Antwortlosigkeit, unsere Ängste ins Land der Närrin tragen, wenn wir ihr vertrauen als einer Kraft, die die Gesetze des Chaos, der Irritation, der vollkommenen Unordnung kennt. Vertrauen wir ihrer subversiven Kraft, ihrem Spiel mit der Unordnung. Sie beherrscht die Mechanismen, denn sie hat mit der Instabilität der Ordnung, mit dem fragilen Gleichgewicht zu tun. Sie versteht es, mit den Dämonen zu sprechen, sie zu sehen, zu zähmen, zu wandeln. Von ihr können wir lernen, sich daran zu gewöhnen, dass etwas offen bleibt, nicht eingebunden in bekannte Ordnungen, dass es unübersichtlich ist.

Auf der Flagge des Narrenschiffs ist das Zeichen der Veränderung. Das Weltgeschehen ist unberechenbar, das ist so. Beizeiten fällt es nur mehr auf. Es braucht den Mut, fassungslos auf der Reling zu stehen und zu schauen, was um uns herum geschieht. Die Närrin ist an Bord, das beruhigt. Immer wieder legt sie das Lachen ins Gepäck, das Lachen aus dem Herzen über sich und die Welt. Die Närrin kann uns in eine große Befreiung hineinkatapultieren. Sie sprengt immer wieder alle Bilder und heißt das Neue willkommen, in jeder Hinsicht. Sie lädt das Unbekannte ein. Es ist anstrengend, fordernd, bereichernd, verrückt und verheissungsvoll zugleich.